Umschulung zur Tagesmutter (Tagespflege)

Die private Tagespflege ist eine gute Alternative zur Krippen-, Kita- und Hortbetreuung. Tagesmütter/väter betreuen die Kids in Voll- oder Teilzeit und sogar nachts. Sie ermöglichen ihnen ein familiäres Umfeld und fördern sie in altersgemischten Kleingruppen, während ihre Eltern arbeiten oder studieren.

Wer dauerhaft (für über drei Monate und 15 Stunden wöchentlich) Tageskinder betreuen möchte, benötigt die Pflegeerlaubnis des Jugendamtes nach § 43 SGB VIII – Kinder- und Jugendhilfe. Voraussetzung hierfür ist die 160-stündige Basisqualifikation zur Tagesmutter.

 

Das Berufsbild der Tagesmutter

Seit August 2013 haben alle Kinder unter drei Jahren in Deutschland das Recht auf einen Betreuungsplatz. Viele Eltern bevorzugen die individuelle Tagespflege-Unterbringung. Zudem sind Kita-Plätze vielerorts knapp, sodass selbst Tagespflegestellen Wartelisten führen.

Rund 40 Prozent der Tagespflegekinder sind Säuglinge und Kleinstkinder. Wie bei allen Kindern geht es bei ihnen nicht nur ums Füttern, Beschäftigen und Schlafenlegen: Tageseltern leisten tägliche Bindungsarbeit. Sie gestalten Übergaben und Abschiede, bieten den Kids eine strukturierte Lebens- und Lernumgebung und statten sie eventuell auch mit Ressourcen aus, die die eigenen Eltern nicht haben.

Zu den Aufgaben von Tagesmüttern/vätern gehören:

  • die Erziehung und Frühförderung
  • die Betreuung und Pflege
  • die Einhaltung der Hygienebestimmungen
  • die Ernährung und ggf. Medikamentengabe
  • hauswirtschaftliche Verrichtungen
  • die Organisation und Selbstorganisation
  • die Kommunikation mit Eltern und Jugendamt
  • das Ausfertigen von Verträgen und
  • die steuerliche Dokumentation.

 

Tagesmütter und -väter müssen alle zwei Jahre an Pflichtfortbildungen über 18 Unterrichtseinheiten teilnehmen. Auch die regelmäßige Teilnahme an Erste-Hilfe-Kursen ist verpflichtend, ebenso die Belehrung nach § 43 Infektionsschutzgesetz (Lebensmittelhygiene).

 

Zukunftsaussichten für Tageseltern und Gehälter

Die Umschulung zur Tagesmutter erschließt pädagogisch Interessierten ein spannendes Tätigkeitsfeld. Zwar nahm 2021 die Zahl der betreuten Kinder (bundesweit etwa 160.000) geringfügig ab. In Deutschland fehlen jedoch weiterhin 340.000 Krippenplätze, sodass die Tagespflege beste Chancen hat.

Vor allem in kleinen, ländlich strukturierten Gemeinden sind Tagespflegestellen gefragt, da es an Kitas und Hortplätzen mangelt. Wer die entsprechenden Voraussetzungen mitbringt, kann sich als Tagesmutter also eine Existenz oder jedenfalls ein Zweiteinkommen sichern.

Die Durchschnittsverdienste von Tagesmüttern liegen bei 2.800,– brutto monatlich. Nach oben und unten gibt es jedoch, je nach Bundesland, „Ausreißer“: Die Mindesteinkünfte liegen bei 1.980,–, die Maximaleinkünfte bei 3.180,– Euro. Ausgebildete Erzieher/innen kommen auf bis zu 3.400,– Euro.

Was bleibt denn nun nach Steuern?
Berechnungen zum monatlichen Netto bei selbstständiger Tätigkeit anzustellen, ist schwierig. Tageseltern erhalten, je nach Bundesland und Gruppengröße, zwischen 3 und 9 Euro/Stunde pro Kind. Hinzu kommen die Verpflegungskosten. In manchen Ländern, etwa in Mecklenburg-Vorpommern, wirtschaften Tagesmütter nach wie vor am Existenzminimum. Denn bei nur drei bis vier betreuten Kindern verdienen sie weniger als den Mindestlohn.

Viele Kommunen vergüten überdies nicht die Vor- und Nachbereitungszeit, berücksichtigen keine Urlaubs- oder Krankentage. Dem steht eine 50- bis 60-Stunden-Woche gegenüber, denn viele Kinder haben Ganztagsbetreuungsbedarf. Tagesmutter zu sein, ist finanziell also nicht immer erfüllend, pädagogisch hingegen schon.

Die Selbstständigkeit als Tagesmutter will organisatorisch gut geplant und durchdacht sein. Eine Hilfestellung hierfür ist der private Tagesmütter-Ratgeber. Wertvoll ist auch das Handbuch Kindertagespflege des Bundesfamilienministeriums.

 

Die Umschulung zur Tagesmutter: Dauer und Lerninhalte

Das 160-Stunden-Grundzertifikat für die Tagespflege berechtigt, je nach Bundesland, zur Betreuung von bis zu drei Kindern. Zur Betreuung von bis zu fünf Kindern benötigen Sie das Aufbauzertifikat, für die Tätigkeit in einer Großpflegestelle eine pädagogische Qualifikation (außer Sie kooperieren mit Pädagog/innen).

Zur Grundqualifizierung nach dem Curriculum des Deutschen Jugendinstituts (DJI) gehören ein Vorbereitungskurs (30 UE) und die Basisqualifizierung (130 UE). Sie umfasst die Themen:

  • Rechtliche und finanzielle Grundlagen
  • Eingewöhnungsphase der Kinder
  • Förderung und Entwicklung der Kinder
  • Dokumentation
  • Sicherheit drinnen und draußen
  • Ernährung und Diätpläne für Kinder
  • Kinderschutz
  • Bildung durch Medien und Spiele und
  • Elternarbeit.

 

Das berufsbegleitende Aufbauzertifikat umfasst weitere 140 UE. Es führt zum Abschluss „Qualifizierte Kindertagespflegeperson nach dem Qualifizierungshandbuch Kindertagespflege (QHB)“, entwickelt vom Bundesverband für Kindertagespflege.

Die Umschulung zur Tagesmutter ist derzeit uneinheitlich. Einige Länder und Kommunen folgen schon der Forderung des Bundesverbandes für Kindertagespflege, die Einstiegsqualifikation auf 300 UE hochzusetzen. In anderen Regionen werden Bewerber/innen mit pädagogischer Vorqualifikation großzügige Ausbildungsverkürzungen gewährt, fragen Sie bei Ihrem Bildungsträger nach.

 

An wen richtet sich die Umschulung zur Tagesmutter?

Ideale Voraussetzung, um Tagesmutter/Vater zu werden, ist Erziehungserfahrung und/oder eine pädagogische bzw. betreuerische Vorqualifikation.

Tagesmütter/väter sollten darüber hinaus:

  • pädagogisch aufgeschlossen
  • psychisch und physisch belastbar
  • persönlich integer und
  • in der Lage sein, den eigenen Haushalt mit der Betreuung von Tageskindern zu vereinbaren.

 

Für die Pflegeerlaubnis benötigen sie außer dem Kursabschluss:

  • ein polizeiliches Führungszeugnis
  • ein ärztliches Gesundheitszeugnis
  • eine Unfall- und Haftpflichtversicherung und
  • den Erste-Hilfe-Kurs.

 

Auch an die Betreuungsumgebung stellt das Jugendamt hohe Anforderungen: Sie sollte

  • Platz bieten für Spiel und Bewegung, Ruhe- und Rückzugszonen
  • sicher und kindgerecht sein (Kindersicherungen usw.)
  • über kindgerechte Stühle/ Tische verfügen
  • einen Wickeltisch und Schlafmöglichkeiten bieten und
  • Freiflächen in erreichbarer Nähe aufweisen (Garten, Spielplatz, Park).

 

Das Jugendamt überprüft dies nicht nur im Zuge der Genehmigung, sondern auch zwischendurch. Tageseltern sind bei wichtigen Ereignissen und Entwicklungen „ihrer“ Tageskinder dem Jugendamt gegenüber meldepflichtig.

 

Ausbildungskosten und Finanzierungsmöglichkeiten

Die Grundqualifizierung zur Tagesmutter kostet rund 1.000,– Euro. Einige Bundesländer bieten eine kostenfreie Ausbildung an, in anderen übernehmen die Jugendämter einen Kostenanteil. Fragen Sie Ihren Bildungsanbieter.

Arbeitssuchende Bewerber/innen können die Umschulung zur Tagesmutter auch mit dem Bildungsgutschein der Arbeitsagentur / des Jobcenters finanzieren.

 

Anbieter der Umschulung zur Tagesmutter

Die Qualifizierung zur Tagesmutter wird von verschiedensten Bildungsträgern angeboten. Der Bundesverband für Kindertagespflege führt eine aktuelle Übersicht.

 

Alternativen zur Tagesmutter-Qualifikation

Pädagog/innen, denen die Umschulung zur Tagesmutter zu aufwendig ist, können nachfragen, inwiefern für sie eine Verkürzung infrage kommt. Einige Kommunen genehmigen die Aufnahme der Tätigkeit auch nach Abschluss des Vorkurses. Der zweite Teil der Basisqualifizierung erfolgt dann berufsbegleitend.

Eine andere Möglichkeit ist die Tätigkeit als Kinderfrau. Sie ist als Minijob im Haushalt der Eltern auch ohne Pflegeerlaubnis möglich. Babysitter ab 13 Jahren können einen Babysitter-Kurs belegen.

Alternativen zur Tagesmutter-Umschulung sind die Fortbildungen

  • Schulbegleiter/in
  • Staatlich geprüfte/r Sozialpädagogische/r Assistent/in
  • Erzieherhelfer/in und
  • Fachkraft für Kinderbetreuung.

 

Pädagogische Grundqualifikationen erwerben im Fernstudium

Babysitter, Eltern und andere Interessierte finden online interessante pädagogische Einstiegsqualifizierungen wie:

  • Kindererziehung (Fernakademie Klett)
  • Kindererziehung (ILS)
  • Kindererziehung (sgd)
  • Pädagogik (Laudius)

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