Das Erwerbsleben von heute stellt hohe Ansprüche an die Qualifikationen aller Arbeitnehmer oder vielmehr der gesamten arbeitenden Bevölkerung. Hatte jemand früher einmal ausgelernt oder zu Ende studiert, so konnte diese Person im Prinzip bei ein und derselben Firma bis zur Rente weitgehend die gleichen Tätigkeiten ausführen. Das hat sich maßgeblich geändert, das Arbeitsleben ist dynamischer geworden, der Wettbewerb schneller und intensiver.
Unter dem Stichwort „lifelong learning“, lebenslanges Lernen, erwarten Betriebe heute von ihrer Belegschaft, sich fortwährend weiterzubilden, um immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Doch nicht nur aus Sicht der Arbeitgeber ist lebenslanges Lernen interessant, auch für Arbeitnehmer können Fort- und Weiterbildungen reizvoll sein, eröffnen sie doch neue Tätigkeitsfelder, erhöhen und verbessern die Qualifikationen und sind damit schließlich letztendlich eine gute Möglichkeit, die Karriere voranzutreiben, beruflich aufzusteigen und mehr Geld zu verdienen.
Für alle, die etwas neues lernen wollen, um beruflich voranzukommen, stellt sich die Frage, wie sie dies am besten bewerkstelligen? Dieser Artikel versucht, ein paar Antworten zu liefern auf Fragen wie: Was genau ist nun eigentlich der Unterschied zwischen Fort- und Weiterbildung? Und was passt besser in Ihre persönliche berufliche Situation?
Weiterbildung und Fortbildung: Die Unterschiede
Während umgangssprachlich Weiter- und Fortbildung oft als Synonyme verwendet werden, besteht tatsächlich eine klare definitorische Trennung zwischen beiden.
Weiterbildung
Grundsätzlich wird die berufliche Weiterbildung so definiert, dass eine bereits bestehende berufliche Vorbildung durch organisiertes Lernen vertieft oder erweitert wird, oft innerhalb eines Betriebes. Wer sich beruflich weiterbildet, hat bereits frühere Ausbildungsphasen hinter sich, so zum Beispiel eine Berufsausbildung oder ein Studium und war zwischenzeitlich auch schon berufstätig. Wer also noch keinerlei Berufsabschluss hat, kann somit nach dieser Definition auch keine Weiterbildungsmaßnahme belegen, diese fiele eher in den Bereich der Fortbildung.
Die Weiterbildung gehört zum privat zugänglichen deutschen Bildungskanon.
Privat zugänglich bedeutet: Weiterbildungsmaßnahmen finden oft innerhalb von Betrieben statt, die sogenannte betriebliche Weiterbildung. Sie sind also nicht öffentlich für jede Person zugänglich. Berufliche Weiterbildungen finden oft in technischen oder betriebswirtschaftlich geprägten Berufen statt. Doch auch zum Beispiel der Allgemeinarzt zählt dazu, der Zusatzqualifikationen erwirbt, um als Arbeitsmediziner die Sicherheit und Gesundheit der Belegschaften von Betrieben zu gewährleisten.
Letzten Endes ist aber auch die autodidaktische Weiterbildung ein Teil des Begriffs der Weiterbildung. Damit betreibt jeder Arzt, der medizinische Fachblätter studiert und jeder Jurist, der aktuelle Gerichtsurteile in Fachzeitschriften recherchiert, eine berufliche Weiterbildung auf eigene Faust. Aber auch der BWL-Absolvent und Berufsanfänger, der eine Buch über Management liest, tut dies vermutlich nicht zum Privatvergnügen, sondern möchte Erkenntnisse für die Ausübung seines Berufs daraus ziehen, ebenso der Schreiner, der Zeitschriften über Innenausstattung liest.
Nicht zuletzt gehören auch Umschulungen zum Bereich der Weiterbildungen. Diese werden oft von der Agentur für Arbeit gefördert, hierzu später mehr.
Fortbildung
Mit dem Begriff Fortbildung werden im Gegensatz zur Weiterbildung öffentlich zugängliche Bildungsmaßnahmen bezeichnet. Fortbildungen stehen also im Prinzip jeder Person offen, aber auch hier kann es je nach Vorbildung und Qualifikationen Zugangsbeschränkungen geben. Die Träger von Fortbildungsmaßnahmen sind in der Regel keine privaten Wirtschaftsunternehmen, sondern Schulen, Fachschulen oder auch die Industrie- und Handelskammern.
Manche Fortbildungen resultieren nicht in neuen oder zusätzlichen Berufsabschlüssen, vielmehr dienen Sie dazu, das Wissen in einem bestimmten Beruf auf dem aktuellen Stand zu erhalten. Dies ist zum Beispiel in den medizinischen Berufen gang und gäbe. Andere Fortbildungen haben als Ziel ganz klar einen weiteren Berufsabschluss, hierzu zählen zum Beispiel die Meisterprüfungen, die Facharbeiter und Gesellen eines Handwerks nach entsprechender Fortbildung ablegen können, ebenso verschiedene Fachwirte oder Ausbilderlehrgänge gemäß der Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO).
Was ist besser für Sie?
Um nun festzustellen, ob sich für Sie besser eine Fortbildung oder eine Weiterbildung eignet, müssen Sie Ihre berufliche Situation gemäß verschiedener Fragen analysieren:
Haben Sie eine Berufsausbildung?
Die erste Frage ist ganz grundsätzlicher Natur, denn je nachdem, ob Sie eine Berufsausbildung haben, kommen für Sie eher Weiter- oder Fortbildungen in Frage. Als ungelernter Arbeitsloser können Sie zum Beispiel in den Genuss von Weiterbildungen in Form von Umschulungen kommen, die Ihnen das Arbeitsamt zahlt. Das gleiche trifft zu, wenn Sie zwar eine Berufsausbildung haben, in dieser aber in der Nähe Ihres Heimatortes keinen Job bekommen und wenn außerdem ein Umzug unzumutbar ist, weil Sie Kinder haben, am Heimatort Angehörige pflegen oder etwas ähnliches. Ihr Ansprechpartner für derartige Themen ist Ihr Betreuer bei der Agentur für Arbeit.
Wenn Sie dagegen eine Berufsausbildung und einen Job haben, kommen für Sie vielleicht eher betriebliche Weiterbildungen oder aber Fortbildungen in Frage.
Bietet Ihr Arbeitgeber betriebliche Weiterbildungen an?
Die nächste Frage ist: In was für einem Betrieb arbeiten Sie und was bietet dieser an? Kleinbetriebe können sich in der Regel keine betrieblichen Weiterbildungen leisten, größere Firmen dagegen haben oft derartige Programme laufen. Sprechen Sie mit Ihrem direkten Vorgesetzten oder mit der Personalabteilung und finden Sie heraus, was bei Ihrem Arbeitgeber im Angebot ist und für Sie realistisch in Frage kommt.
Wo wollen Sie beruflich hin?
Im Falle von Fortbildungen ist die Frage, die Sie sich selbst stellen müssen: Wo wollen Sie beruflich hin? Sind Sie mit Ihrem derzeitigen Arbeitsverhältnis und Ihren Aufgaben zufrieden oder wollen Sie gerne mehr Verantwortung übernehmen? Würde eine Fortbildung sie dazu befähigen?
Im Falle des Gesellen, der die Meisterprüfung ablegt und einen eigenen Handwerksbetrieb eröffnet, wäre die Frage zum Beispiel ein „Ja“. Überlegen Sie sich in diesem Falle aber auch, ob Sie den zeitlichen und finanziellen Aufwand stemmen wollen und diese in Ihre sonstige Lebensplanung passt, sich mit Familie, Kindern, Partner und Lebensstil vereinbaren lässt.
Fazit
Weiterbildungen und Fortbildungen bieten beide berufliche Perspektiven. Welche Variante für Sie die beste ist, lässt sich nicht wie mit einer Faustregel beantworten. Die Antwort hängt vielmehr von Ihrer beruflichen und privaten Situation ab, von Ihrer Ausbildung und von Ihren beruflichen Zielen. Bedenken Sie auch realistisch den Zeitaufwand, den jede Weiterbildung erfordert.